Juhuu - wieder Internet.
Dieser Mangel und noch ein paar andere Umstände wie Frühes Einschlafen führten dazu, dass ich mich erst jetzt wieder melde.
Und wir haben Einiges zu berichten.
Am 9. sind wir wie geplant noch einen weiteren Tag geblieben. Es war so ruhig und der tolle Spielplatz - das waren einfach gute Argumente, sich noch ein wenig zu entspannen. Auf der Tagesplanung standen unter Anderem ein Besuch des kleinen Supermarktes und Laternenbasteln. Ich hatte vorher schon in einem der kleinen Chinos, das sind die kleinen Krusselsläden, die man überall finden kann, bunten Filz und Seidenpapier erstanden. Ich habe bunte Sterne ausgeschnitten, die Elli auf den Filz kleben konnte und auf dem Hauptfilzteil noch ein paar Himmelsobjekte ausgeschnitten, die wir dann mit Seidenpapier hinterklebt haben. Als Leuchte bastelten wir einen Stock, an den wir mit Faserband ein batteriebetriebenes LED-Band hängten, das eigentlich noch in unseren Kleiderschrank als Schrankbeleuchtung wandern wird. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aber das könnt ihr später im Beitrag noch begutachten.
Später am Tag kam noch ein zweites Wohnmobil dazu, ein britisches Pärchen, das seit einem Monat unterwegs war, Portugal bereits hinter sich und noch elf weitere Monate Richtung Nordeuropa vor sich hatte. Sie bedauerten sehr, dass sie die Sonne jetzt immer mehr hinter sich lassen würden. Tja. Falschherum angefangen, würde ich sagen. Auf die Frage, wie sie es denn finden würden, antwortete die Frau mit "Schrecklich". Sie hatte solch eine Angst, überfallen zu werden, wobei sie gleichzeitig zugab, bislang nur gute Erfahrungen gemacht zu haben. Sie fanden Portugal allerdings noch deutlich schöner als Spanien. Wir sind also sehr gespannt, was da noch auf uns zukommt.
Am nächsten Tag, es war der Sonntag, fuhren wir nach dem Frühstück zum nächsten Stellplatz. Da wir alle gerne mal ordentlich duschen wollten (unsere Dusche ist noch immer nicht ganz fertig) und es entlang der Küste zwischen Valencia und Alicante aufgrund der starken Tourismus' schwer ist, einen guten kostenlosen Stellplatz zu bekommen, suchten wir uns einen Campingplatz aus und fuhren los. Das Navi bot uns zwei Routen an, die eine 10 km länger, dafür 4 Minuten kürzer, die andere eben 10 km kürzer, dafür etwas längere Fahrtzeit. Ganz ökologisch, wie wir so sind, nahmen wir lieber die kürzere Route.. Schwerer Fehler. Hätte Frau Doro vorher mal ordentlisch auf die Karte geschaut, wäre ihr sicherlich aufgefallen, dass diese Route ein ganzes Stück mitten durch Valencia führte. Und auch wenn das Wetter schön und die Bauten um die mit Palmen gesäumten Straßen recht ansprechend waren, war die Fahrt eine wahre Tortur: Alle 200 Meter kam ein neuer drei- bis vierspuriger Kreisverkehr, durch die Abertausende von Autos kaum passten, so dass man sehr langsam fahren musste. Dies nutzten diverse Opportunisten für Kunststückchen oder Scheibenputzdienste und verlangten nachher natürlich Geld. Ein Scheibenputzer hat uns beim besten Willen nicht glauben wollen, dass wir "No efectivo, no cash, kein Bargeld" hatten und putzte mit grimmiger Mine immer weiter, unterbrochen von flehentlichen Bettelattacken, vor dem Auto stehend, so dass wir nicht weiter fahren konnten. Hinter uns hupte man, vor uns stand man und putzte... Nunja. Irgendwann ließ er ab und wir konnten fix und fertig unsere Weiterfahrt antreten. Bei dem Fahrstil der Valencianer und den vielspurigen Kreisverkehren nutzt aber auch die Regel, im Zweifel einfach auf der äußersten Spur zu fahren, überhaupt nichts. Man wird von allen Seiten geschnitten. Diese Fahrt hat keinen Spaß gemacht und wir waren seelig, als wir die Prunkbauten und Wolkenkratzer hinter uns lassen konnten.
Wir mieteten wir uns für 18 Euro an einem kleinen, familiären Campingplatz in Xeraco direkt am Strand ein. Der Platz war sehr nett und liebevoll gestaltet, man stand nicht auf Asphalt, wie es hier oft so üblich ist, sondern schön auf steinigem Untergrund zwischen Bäumen, die Duschen waren astrein, heiß und hatten genug Druck, wir konnten Wasser nachtanken und die Toilette leeren, aber Campingplätze... das ist nicht so unser Ding. Immer muss man genau soundso stehen, muss sich an viele Regeln halten, steht dicht mit vielen anderen... Hmmm... Aber es erfüllte seinen Zweck und es gibt Schlimmeres.
Abends nutzten wir den direkten Strandzugang noch für unseren eigenen kleinen Martinszug, gaben alle uns bekannten Martinslieder mit allen uns bekannten Strophen wiederholt zum besten, rannten eine halbe Stunde den Strand auf und ab und interessierten uns nicht dafür, wie die Leute doof guckten. Sankt Martin ist eine deutschsprachige Tradition und wird mehr oder weniger nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefeiert. Und obwohl es in Spanien viel mehr Heiligenverehrung gibt, feiern sie kein Martinsfest. Wir schon.
Am nächsten Morgen wollten wir nun (diesmal wirklich - Schwör!) das Problem mit dem defekten Scheinwerfer angehen. Im Benutzerhandbuch des wurden wir fündig, dort stand ganz klar und deutlich H4 - 55/60 W. Alles klar. Im nächsten Carrefour waren wir erfolgreich. Dort gab es für 9 Euro ein Doppelpack. Eingepackt und losgefahren. Wir waren uns einig, dass wir nach so viel Sand und Strand jetzt auch wieder bereit für die Berge waren. Da wir außerdem Alicante umfahren wollten, fanden wir einen interessant wirkenden Platz am Maigmó-Massiv. Schon die Fahrt dorthin war ein Abenteuer durch kleine, zerfurchte Städte an die sich eine ewiglange, flatschneue, aber leider nur anderthalbspurige Straße anschloss, zum Glück ohne Gegenverkehr, kurz unterbrochen von einer etwa 150 Meter langen, höchstens zweieinhalb Meter breite Brücke... also Abstand rechts und links einschätzen und dann schön gerade durch. Spannend.
Um uns herum wurde es immer einsamer und natürlicher und bald waren wir angekommen, wo wir hinwollten; einer Área Recreativa mit dem Namen Rincon Bello. Ein kleines Juwel zwischen den wilden zerklüfteten Bergen und Felsen mit Toiletten, sogar kalten Duschen, Spülbecken, vielen süßen Picknicktischchen und einem wirklich netten Areal für Zelte. Alles kostenlos. Wir standen direkt oberhalb auf dem Parkplatz, an dem noch zwei weitere Wanderer geparkt hatten. Zu allen Seiten gingen Wanderwege und Trampelpfade, die Sonne schien, doch der kalte Wind kühlte auf nur knapp 15 Grad. Wir packten uns sofort wärmer ein und stapften los, den nächstgelegenen Gipfel zu erklimmern. Zwischen wilden Kräutern und hellen Felsbrocken bogen wir natürlich direkt falsch ab.
Der Weg wurde immer "abwegiger" und es wurde immer klarer, dass wir uns zum "Auf den Gipfel kommen" viel zu weit nach unten bewegten. Zu dem blies der Wind immer stärker, es wurde zunehmend kälter und komplizierter, gut entgegen den Wind auf dem schmalen Pfad voran zu kommen. Wir ließen es bleiben und einigten uns auf einen zweiten Versuch am nächsten Tag. Machte auch nix. War trotzdem toll. Auf dem Rückweg steckten wir uns noch süße wilde Fenchelblüten in die Schnute und freuten uns über die Wildheit des Ortes.
Kurz vor dem Abendessen kam noch ein zweites Wohnmobil mit einem spanischen Gegenpart zu uns: Mama, Papa, 3-jähriger Sohn. Die Mutter sprach uns an und wir konnten uns auf englisch gebrochen verständigen, dass sie sehr froh war, dass wir auch da waren, weil sie eher ängstlich ist, wenn sie alleine auf einem Stellplatz so weit draußen stehen würden. Ich wiederum freute mich, dass Elli jemanden zum Spielen hatte. Wir holten das Laufrad und den Puppen-Buggy raus und die beiden kamen gut miteinander aus.
Daniel machte sich nun also an den Scheinwerferwelchsel, der im Handbuch wirklich gut beschrieben und deshalb - abgesehen von dem Ausbau des Kühlergitters - auch nicht sehr kompliziert war. Leider nur stand er wenige Minuten später ratlos vor mir, in der einen Hand eine nagelneue H4-Birne, in der anderen eine alte kaputte H7... So ist das. Eine Welt voller Lügner. Noch nicht einmal einem Handbuch kann man mehr glauben. Ist aber auch nicht so schlimm. Wir fahren sowieso fast nur im Hellen. Der nächste große Supermarkt muss dann halt die richtigen Lampen verkaufen. Braucht jemand H4?
Heute morgen starteten wir also nach dem Frühstück unseren zweiten Wanderversuch.
Wir pfiffen auf die Pfade und staksten einfach querfeldein den Berg hoch (auf dem Bild der Rechte), das ging ganz gut zwischen den wilden Kräutern, war aber auch nicht ganz unanstrengend. Von oben bietete sich uns ein wunderbarer Blick zurück ins Tal, wo auch das Womi stand und in der anderen Richtung gen Alicante und Meer. Sagenhafter Ausblick und die 45 Minuten strammen Marsch allemal wert. Auf dem Weg hatte ich ein paar wilde Rosmarinstängel gepflückt, als ich jetzt meine Hand versehentlich Richtung Nase brachte, war ich völlig baff. So einen tollen, gleichzeitig milden aber auch intensiven Geruch hatte ich bei Rosmarin noch nie erlebt. Mit leichter Zitrusnote. Ich will mich am ganzen Körper damit einreiben... Hab ein ganzes Glas gesammelt und werde es bei nächster Gelegenheit mit Sonnenblumenöl übergießen, damit ich den Ölauszug in meinen nächsten Seifen einfließen lassen kann.
Gerne wären wir hier noch geblieben (auch wenn es nachts ziemlich kühl wurde), doch das fehlende Internet macht uns arbeitstechnisch Probleme, also fuhren wir dahin, wo wir jetzt sind: Wieder am Meer.
Diesmal hat es uns etwas unter Alicante nach Santa Pola, und damit an den für uns südlichsten Ort des europäischen Festlandes verschlagen, an dem wir jemals waren. Hier kann man wohl ungestraft direkt am Strand stehen und das bei Bombenwetter. Wir versuchen's mal. Der erste Eindruck ist nicht der schlechteste. Aber macht euch doch selbst ein Bild.
PS: Ich versuche, wieder öfter zu posten, damit Ihr Euch keine Sorgen machen müsst. Obwohl ich Euch die Sorgen gerne ersparen möchte, freue ich mich auch, dass Ihr so gut auf uns aufpasst! Herzlichste Grüße