26. November 2019







26. November 2019
Quéntar


Leider hatten wir den einzigen Pass quer durch die Sierra Nevada schon gefahren und wir fahren nur ungerne die gleichen Wege zwei Male. Also müssen wir außenrum, um wieder an die Südküste zu kommen. 


Einen Zwischenstopp haben wir an einem Außenzipfel des kleinen Örtchens Quéntar gemacht, auf einem nicht mehr genutzten Naherholungsgebiet. Es war alles ein wenig schrottig und oll, aber dafür haben wir in zwei Tagen nur genau eine Person getroffen, die im Park gegenüber gegärtnert und die Gartenabfälle neben unserem Wohnmobil abgelegt hat. Ein sehr netter Mann, der lachend mit Händen und Füßen versucht hat, uns vor den Bienenkörben zu warnen, die etwa 100 Meter weiter auf dem verwitterten Wanderweg standen. Wusste ich schon längst. Hatte ich schon gesehen.   Wir stromern ja unsere Stellplätze immer ein wenig ab, damit wir wissen, wo alles ist und was und wie überhaupt. 


Ein wenig oberhalb sollte es eine Frischwasserquelle geben, das war auch der Grund, warum wir uns zuallererst für diesen Platz entschieden hatten. Und tatsächlich kam dort auch ein Rohr aus der Wand, aus dem sich klares Wasser in ein riesiges Becken ergoss. Ein kurzer Test zeigte auch, dass es sich um feinstes Quellwasser handelte. Hier wollten wir bald unsere Vorräte auffüllen. 


Daniel war kurz nach der Ankunft ein Stück herum gegangen, um sich umzusehen. Als er relativ lange nicht wiederkam, war ich schon drauf und dran, mir Sorgen zu machen, aber dann stand er doch mit strahlenden Augen vor mir: "Komm mit, ich muss euch was zeigen." Schnell das nötigste drübergeworfen und nur wenige Minuten später standen wir über einem 133 Meter hohen Staudamm und konnten uns nur wundern über Physik und Baukunst und alles, was mit solch imposanten Bauwerken zusammenhängt. 


Angetrieben von diesem Eindruck wanderten wir dann tatsächlich noch fast eine Stunde weiter durch die Gegend und freuten uns über die rauhe Bergwelt, bis wir zum Abendessen zurückgingen. 


Am nächsten Tag war Elli beim besten Willen nicht für einen Spaziergang zu begeistern. Sie wollte lieber noch alleine im Wohnmobil bleiben, als noch einmal wandern zu müssen.


Aber wir wollten ja noch Wasser auffüllen. Nichts leichter als das. Ach ne, doch nicht... Wir konnten nicht bis zur Quelle fahren, weil sie mit einem Zaun abgesperrt war, also machte Daniel unseren einzigen Trichter mit dem Wasserdieb an unseren 20-Meter-Schlauch fest und ich jückelte nach oben, um ihn durch den Zaun zu schieben und den Trichter dann unter den Ausguss zu halten. Leider fluppte der Trichter aber von dem Schlauch ab, gerade als ich so nichtsahnend an dem Wasserbecken entlangging. Und fiel, tauchte ein und sank immer tiefer zum Boden. Ich versuchte noch hinterher zu greifen, aber machte meinen Pullover vergeblich nass, er war schon längst zu tief. Vom Grunde des Beckens lächelte er mich an, der Trichter. Tja. Was macht man da am besten? Ich bat Daniel, den Silikonbesen mit Teleskopstab zu bringen, doch das Becken war tiefer, als von oben zu erahnen. Nunja. Das war unser einziger Trichter. Und es war nicht nur irgendeiner, nein es war ein flexibler aus Silikon. Selbst wenn wir auf ihn hätten verzichten wollen, so konnte man doch von außen sehr deutlich sehen, dass da ein Trichter auf dem Grund des Beckens liegt, den irgendjemand in seiner Ignoranz dort hat liegen lassen. Außerdem war wegen des kräftigen Wasserstrahls nicht daran zu denken, irgendwie Wasser in den schmalen Schlauch zu kriegen, das dann weiter in unseren Tank fließen sollte. Es half nix, der Trichter musste herausgeangelt werden. 


Mein unheimlich starker, männlicher, tapferer Mann hat also seinen Adonis-Oberkörper entblößt und hat es mit seiner Schulter ins eiskalte Wasser eingetaucht so gerade geschafft, den Trichter zu bewegen. Beim dritten Anlauf gelang es mir dann, ihn vom Besen zu fischen, nur im Anschluss festzustellen, dass der Schlauch einfach zu kurz war. 


Nach viel hin und her konnten wir das Auto dann so parken, dass wir mit dem Schlauch über Dächer und Zäune hinweg relativ genau beim Tank auskamen und Daniel hielt den betrichterten Schlauch unter den Wasserstrahl bis er es einfach nicht mehr aushalten konnte, es war zu kalt. 


Elli wollte zwar noch immer nicht, aber wir schon, und so kam es, dass wir unsere natürlich trotzdem begonnene Wanderung nach etwa einer Stunde abbrechen mussten, weil das Kind sich partout nicht einen Meter mehr bewegen wollte. Es war auch recht warm und sonnig und fairerweise muss man ja sagen, dass wir tagelang viel gewandert sind. Vielleicht war es auch ganz gut, dass wir uns im Anschluss noch etwas ausgeruht haben, Daniel hat sich im eiskalten Wasser noch etwas erfrischt.


Wir hatten jetzt wieder recht viel Gebirge und freuen uns schon wieder auf das Meer. Dort soll es die nächsten Tage auch recht warm werden. Wir machen uns wohl bald auf den Weg dorthin.


Bilder und unser Standort   (Zum vergrößern anklicken)

Bilder der Ausflüge