10. Februar 2020

7. bis 10. Februar 2020
Rogil und Sines


Weil die Strecke durch die Berge von Monchique so schön und verträumt ist, fuhren wir diesen Weg weiter Richtung Westen. Und weil es in etwa mittig auf dem Weg lag, machten wir noch einmal Halt in Foia, dem höchsten Ort der Algarve. Ja - genau da, wo die Sache mit dem Hund und der Hand... ihr wisst schon.


Auf dem Weg dorthin sagte Daniel: "Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir die Hamburger dort noch einmal wiedersehen." Das war kurios, weil ich genau den gleichen Gedanken hatte. Und weil das so war und wir die Kontaktdaten hatten, frugen wir einfach mal nach. Und siehe da: Die beiden waren vor zwei Tagen an genau dem gleichen Ort gewesen und hatten auch gedacht, dass sie uns dort noch einmal treffen könnten. 


Das rief doch geradezu nach einem Wiedersehen! Wir tauschten Standortinformationen aus. Allerdings waren die beiden schon so weit im Norden, dass wir über zwei Stunden hätten fahren müssen und außerdem viel zu viel von der Küste verpasst hätten. Zu schade, dachten wir, und suchten uns einen einsamen Strand auf der Karte aus, der für uns besser erreichbar war. Nur wenige hundert Meter vor dem Stellplatz beobachteten wir, dass ein Bauer riesige Flächen rodete und meterhohe Holz- und Gartenabfallberge zum Verbrennen aufgetürmt hatte. Doch das kennen wir schon aus Spanien und Portugal, dass es eigentlich fast immer ein wenig nach Feuer riecht, weil jemand ein Gartenfeuer gemacht hat und machten uns keine Sorgen. 


Die Wahl des Stellplatzes stellte sich als eine glückliche heraus. Als wir ankamen, waren wir die einzigen Camper weit und breit auf dem ganzen riesigen Klippenparkplatz, der eingezäunt war, so dass wir uns keine Sorgen um Elli machen mussten. Wir stellten uns ganz zu vorderst, mit dem Blick durch unser großes Fenster auf den (be-)rauschenden Ozean. Daniel ging frühabends noch einmal kurz mit Elli die Holztreppen zum Strand hinunter, ich wollte lieber bis zum nächsten Tag warten. 


Daniel fing an zu arbeiten, ich schaute gerade eine Serie, da roch es mit einem Mal leicht verbrannt. Ich tippte Daniel an, der schnell seine Nase in alle kritischen Stellen unseres Wohnmobiles steckte und dann entwarnte: "Kommt von draußen." Alles klar, dachte ich eine Weile nicht weiter drüber nach. Doch irgendwann wurde der Gestank so stark, dass ich doch rausging und uns umringt von Rauch fand, so dass ich mich schon wunderte, dass man im Wohnmobil überhaupt noch atmen konnte. Neben der Klippe mit dem Parkplatz war eine etwa 150 Meter lange tiefe Furche, die war gefüllt von dichtem, aber weißem Qualm, etwa 100 Meter weiter konnte man nur noch dumpf das Licht der Straßenlaterne durch die Schwaden erkennen. Jetzt machte ich mir langsam Sorgen. Was, wenn das Feuer außer Kontrolle gerät und wir hier festsitzen? Selbst wenn das Feuer es nicht bis zu uns schaffen würde, weil wir von Felsen und Sand umringt am Meer stehen, was wäre mit dem Rauch? Es war inzwischen schon sehr spät, ich wollte Elli nicht wecken und in Panik versetzen, wenn ich sie nachts aus tiefstem Schlummer reiße. Ich suchte also in allen Richtungen nach flackerndem Licht oder Lodern am Horizont - konnte zum Glück nichts entdecken. Wir nahmen uns also vor, die Fenster vom Wohnmobil nachts geschlossen zu lassen und aufmerksam zu bleiben, ob sich die Situation noch verschlimmern würde. Aber so war es zum Glück nicht. 


Am nächsten Morgen hatte ein leichter Nachtregen allen Qualm davongespült und die Luft war klar und rein. Puh. 


Wir gingen nach dem Frühstück also los, den Strand zu erkunden, der wunderbar wild und zerfurcht war. Schon auf dem Weg zu der Treppe, die uns runter zum Strand führen wurde, konnten wir Dutzende große Vögel auf dem dicksten Felsen sehen. Es waren Kormorane und Störche, deren Geklapper von weitem hören konnte. Dann ging es etliche Stufen nach unten und man fand sich zwischen schwarzen Gesteinsfurchen und Sandstrand wieder. Die Wellen brachen sich laut und wild weiter vorne an den großen Felsen - ein wunderbares Spektakel. 


Das ungleichmäßig ausgewaschene Gestein hatte wilde Formen gebildet und seltsame Bilder gemalt - aber seht doch selbst. Wir haben es ganz brav dokumentiert.   


Einige Stunden später hatten wir uns mit einem Deutschen, der hier auch schon die Nacht verbracht hatte, ordentlich festgequatscht. Man trifft schon spannende Charaktere auf Reisen! Obwohl es zwischendrin immer wieder nieselte, waren wir so sehr im Gespräch vertieft, dass keiner aufhören wollte. Und so wurde es immer später. Langsam kam mir aber wieder die vorherige Nacht hoch und wir beschlossen, nun doch bald aufzubrechen, um noch einen schönen ANDEREN Schlafplatz zu finden, am besten einen, der nicht von riesigen Feuern umringt wäre.


Ungefähr dann erreichte uns die Nachricht von den Hamburgern, dass sie nun doch nicht so weit im Norden gefahren seien und wir verabredeten uns sofort, ihnen hinterher zu fahren und sie in Sines zu treffen. 


Es ging ein ganzes Stück über die Autobahn, wir fuhren vorbei an Fabriken und riesigen Kraftwerken, gigantische überirdische Rohrleitungen mit Gottweißwas (wir fanden hinterher heraus, dass sie Öl vom Hafen zu einer Raffinerie transportierten) begleiteten die Schnellstraße, es wurde immer städtischer und ungemütlicher, dass wir schon langsam ins Zweifeln kamen, ob das denn die richtige Idee gewesen sei. Wir befuhren immer noch die Autobahn, da zeigte das Navi nur noch weniger als einen Kilometer an... Hmmm. Dann eine Ausfahrt. Dann dreihundert Meter durch Schilf und Sand und dann: Ein wunderschöner Strand ohne auch nur die geringste Sicht auf irgendeines dieser fürchterlichen Industriegebäude. Traumhaft, unendlich weit sah man die riesigen Wellen anrollen und sich tösend und brüllend am Strand brechen sehen und hören. Wir standen (mal wieder) auf einer Klippe, die uns einen wunderbaren Ausblick lieferte. Doch eine gute Idee!


Ein paar Augenblicke später kamen die Hamburger und wir freuten uns alle wie die Schneekönige, dass wir uns wiedergetroffen hatten, dass die Hand nicht mehr so schlimm war, der Hund langsam wieder heile. Und so verbrachten wir den Abend und den ganzen nächsten Tag noch zusammen, machten einen wunderbaren Strand- und Klippenspaziergang, aßen sonntags Kaffee und Kuchen und saßen abends gemütlich mit Weinchen zusammen und redeten über Gott und die Welt. Was für eine gute Bekanntschaft wir da gemacht haben!


Erst heute haben wir uns wieder getrennt. Wir wollten noch weiter ins Inland, die beiden müssen etwas zügiger Richtung Norden. Macht aber nix. Wir haben uns versprochen, uns spätestens im Sommer wiederzusehen, wenn wir wieder in Norddeutschland unterwegs sind. 



PS: Leicht verdunkelt wurde unsere schöne Zeit doch von den einen oder anderen Sorgen um unsere Lieben, die dem vorausgesagten Sturm Sabine ausgeliefert sind. Immerhin verschaffte uns dieses Unwetter aus dem Norden doch auch hier in Portugal diese gigantischen Wellen. Ich hoffe, es geht allen gut!

Bilder und unser Standort   (Zum vergrößern anklicken)

Bilder der Ausflüge

Bilder der Flora