24. Februar 2020

21. bis 24. Februar 2020
Tomar, Lousã, Serra da Estrela und Talsperre Aguieira


Sodele. Jetzt haben wir wieder Internet. Und jetzt kann ich die vergangene Woche ein wenig Revue passieren lassen. 


Wir hatten also (ersteinmal) genug vom Meer. Unsere Zeit in Portugal lief langsam ab und wir hatten noch so ein bis zwei Punkte auf unserer Portugal-ToDo-Liste. Die erste davon war ein Besuch in Tomar. Tomar? Kennt doch jeder, oder? NICHT?!?


Wir hatten weltbewegende Gründe, dort einmal vorbeizufahren. Und zwar folgende: Ach was rede ich lange rum, sie sind null weltbewegend. Wir hatten nur von anderen Campern gehört, dass dort ein nicht mehr genutzter Campingplatz mitten in der Stadt von der Stadtverwaltung übernommen wurde und dort nun kostenlose Services angeboten werden, fast wie auf einem Campingplatz, nur sozusagen ohne Kindermädchen und natürlich ohne Rechnung hinterher. 


Das fanden wir irgendwie schon ganz spannend. Wir sind ja nun nicht die größten Campingplatz-Fans. Bis auf wenige Ausnahmen fühlten wir uns dort immer ziemlich erdrückt von den ganzen Regeln und all den Gesetzestreuen und Obrigkeitshörigen, die dort auch als Gast gerne mal genau hinschauen, ob auch wirklich alles genau so gemacht wird, wie es die Regeln besagen. So wie Spießervorort mit Reihenhaussiedlung, nur noch dichter und kuscheliger. 


Tatsächlich war der Besuch aber ein schöner. Wir standen dort auf wild wucherndem Gras, ganz so, wie wir es für uns und für alle anderen für richtig hielten und es kam niemand mit erhobenem Zeigefinger und befahl mir, das Auto noch 30 Zentimeter weiter nach rechts/links/oben/unten zu fahren. Elli hatte einen Heidenspaß, den anderen Besuchern, hauptsächlich portugiesischen Senioren, ihre Shows vorzuführen und in ihnen ein dankbares und fröhliches Publikum zu finden. Wir waren gegen Mittag angekommen und machten uns bald auf den Weg, die Stadt zu erkunden, und vor allem einen versprochenen Spielplatz (hoffentlich) mit Kindern zu finden. Und wir waren auch erfolgreich. Zwischen den großzügigen Parkanlagen in der Innenstadt, die sich entlang des Flusses schlängeln, fanden wir einen netten Spielplatz mit bunt verkleideten Karnevalskindern, die sich dort austobten. Elli gesellte sich ein Weilchen dazu, dann bummelten wir noch eine Weile durch das hübsche Städtchen, und beschlossen bald, dass wir abends noch grillen wollten, denn das Wetter war fantastisch sommerlich und es passte irgendwie. Die Nacht war ruhig und angenehm und am nächsten Morgen fanden wir unsere kurzzeitig verschwundene kleine Maus zu Gast im Wohnmobil eines älteren Ehepaares wieder. Sie hat es wohl sehr genossen, so viele Menschen um sich herum zu haben und jede Menge neue Freunde zu machen. 


Unser nächstes Ziel war das berühmte Loch im See, Cavão dos Conchos, im Stern-Gebirge. Doch bis dahin war es noch ein gutes Stück, daher machten wir mittig Halt an einem Waldparkplatz bei Lousã. Hier nutzten vor allem Mountainbiker die wahnsinnigen, steilen Pisten für ihr Training, aber auch wir ließen uns nicht aufhalten, ein wenig spazieren zu gehen und uns umzuschauen. Leider hatte Elli aber auf unseren Waldspaziergang nur wenig Lust. Vielleicht war sie in den vergangen Tagen und Wochen mal wieder genug gewandert und brauchte eine Pause. Also haben wir ihr bald ihren Willen gelassen und uns für den Rest des Tages ein wenig ausgeruht. 


Am nächsten Morgen fuhren wir bald los in die Serra da Estrela, dem höchsten Gebirgskamm Portugals. (Ich muss an dieser Stelle noch einmal kurz unser Auto loben, welches all diese spannenden kleinen und verwinkelten Bergstraßen zwar manchmal sehr gemütlich aber ansonsten völlig problemfrei bewältigt.) Wir machten Halt an der größten Talsperre dort, der Lagoa Comprida, weil von dort aus ein Wanderweg Richtung Cavão dos Conchos gehen sollte. Luftlinie bis dort war knapp ein Kilometer. Kein Problem für unsere fitte Elli... dachten wir. Wir wanderten also los, einen scheinbar unendlichen Berg-Wanderweg, der rechts und links von klitzekleinen Krokussen und Narzissen geziert wurde, durchwateten riesige Pfützen, erklommen steinige Hänge, machten einer nicht endenwollenden Menge an Geländewagen Platz und kamen ganz zum Schluss, nach etwa zwei Stunden dort an, an dem Loch im See. Ganz kurz: Bei dem Loch handelt es sich um einen Trichter, der 1955 als Überlaufschutz in den See gelegt wurde. Mit den Jahrzehnten hat sich die Natur um diesen Trichter gelegt, so dass er kaum mehr als ein künstliches Bauwerk zu erkennen ist und es im insgesamten ein surreales Bild ergibt, wie das Wasser mitten im See in einem grün und wild bewachsenen Loch verschwindet. Das wollte Daniel gerne mit eigenen Augen sehen und mit der Linse natürlich auch. 


Aber mit dieser grandiosen Idee war Daniel offenbar nicht alleine gewesen. Es herrschte ein wirklich reger Andrang. Na gut, es war Sonntag und das Wetter war sonnig und mild. Der Wanderweg war sicherlich nicht die schlechteste Methode, einen sonnigen Sonntagnachmittag zu verbringen. So kam es also, dass bei unserer Ankunft dort am See, riesige Menschenmengen dicht gedrängt oberhalb des Loches auf einem Felsen standen und Fotos machten von sich und/oder dem Loch und/oder einer undefinierten Zahl anderer Leute. Das war mir zu eng. Ich ließ Daniel alleine dort hochklettern, während Elli ihre tapferen, kleinen Wandererfüße im kühlen Nass erfrischte. Wenn wir das gewusst hätten, dass es dort so voll sein würde... Nun gut. Der Rückweg war bedeutend schneller, weil Elli abwechselnd die Schultern ihres Vaters oder ihres Onkels wärmte und wir ein anderes Tempo an den Tag legen konnten. 


Zurück im Auto machten wir uns kurz Gedanken, wo wir die Nacht verbringen wollten. Es fing langsam an zu dämmern und wir waren alle ziemlich erledigt. Wir fuhren also die Bergstraße zurück, die wir gekommen waren und fanden bereits nach wenigen Kilometern ein freies Plateau an der Straße, von der aus man aus immerhin etwa 1300 Metern einen wunderbaren Blick auf all die Täler und Örtchen unter einem hatte, wunderschöner Sonnenuntergang inklusive. Tatsächlich hat sich dieser Ausflug für mich allein schon wegen dieses wunderbaren Stellplatzes in den Bergen bezahlt gemacht. Was für ein hübsches Örtchen. 


Trotzdem machten wir uns am nächsten Vormittag wieder auf den Weg zurück Richtung Küste. Es war in unserem Fahrtempo ein 2-Tages-Trip zurück, also machten wir wieder in etwa mittig Halt. Wir waren immernoch ziemlich müde und erschossen von den vielen Wanderungen der vergangenen Tage, es war ungewöhnlich warm, fast 25°C und unser eher halbherzig-auf-die-Schnelle herausgesuchte Stellplatz stellte sich als perfekter Glücksgriff heraus. Wir fuhren von der Schnellstraße auf einen Schotterweg ab, dem wir dann fast zwei Kilometer zunehmend besorgt beim schlechter und zugewachsener werden zusahen. Nicht nur ein Mal sagte ich so Dinge wie: "Runter ist eine Sache... hoffentlich kommen wir auch wieder hoch..." Doch drehen konnten wir ohnehin nicht auf dem schmalen Weg - die Richtung war also vorgegeben. Ganz am Ende des letzten steilen Stückchens fanden wir ein kleines, altes Lagerhäuschen auf einer Halbinsel im Stausee zwischen riesigen Eukalyptusbäumen, die bei der warmen Sonne ihren wunderbar würzigen Duft verteilten und leise im Wind raschelten. Das Wasser war glasklar, wir waren menschenseelenallein und nur ein Kraftwerk im Sichtfeld hinter dem nächsten Hügel versuchte den wunderbaren Blick zu verschandeln. Unmittelbar hatten wir alle ein Gefühl von Talsperre oder Baggersee im Sommer - genau das Richtigel für einen faulen Tag, den wir uns verdient hatten. 


Daniel und Elli gingen planschen im glasklaren See, Nathan baute eine stattliche Feuerstelle am Wasser und so saßen wir den ganzen Tag entspannt in der Sonne, genossen die Aussicht und ließen die Zeit vergehen. Abends nutzten wir die nagelneue, garantiert brandfreie Stelle für köstliches Stockbrot mit Knoblauch-Joghurt. Was war das für ein schöner Tag! Zwischendrin kam ein VW-Bus mit einer deutschen Familie, die sich aber ein ganzes Stück weiter weg stellten. Natürlich gingen Elli und ich das Einjährige der Familie besuchen, dem Elli viele Umarmungen und Nettigkeiten schenkte - zurück bekam sie auch was: Eine ordentliche Sinusitis, die sie bis heute mit sich rumschleppt. Ach egal. War trotzdem schön.   


PS: Achja und - hatte ich unser Auto schon gelobt? Wir sind natürlich wieder hochgekommen. War nicht ganz einfach, aber ging eigentlich ganz gut. 





 

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