30. Januar 2020

25. bis 30. Januar 2020
Alferce, Monchique, Budens und Bordeira


Wo soll ich anfangen? Es ist so einiges passiert... Am besten ... am Anfang?


Das Wetter wurde immer grauer und kühler und verregnete Tage nutzen wir gerne für Pflichtprogramm. Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist es an der Algarve nicht sehr schwer an Wasser zu kommen. Eine kostengünstige Entsorgungsmöglichkeit zu finden, ist deutlich schwerer. Zumindest im Bereich der Küste. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass es etwa 30 Kilometer weiter landeinwärts aber eine kostenlose Station zum Ver- und Entsorgen geben sollte, und zwar ganz in der Nähe der höchsten Gipfel der Algarve in der Nähe von Monchique.


Wir rüsteten uns also mit Nahrungsmitteln aus, wuschen noch ein bisschen Wäsche und fuhren los. Es ging immer weiter bergauf und es wurde immer verträumter und einsamer um uns herum, bis wir in der Mitte eines kleinen Dörfchens tatsächlich einen Parkplatz fanden, der nicht nur Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten bot, sondern auch überdachte Wäscheleinen und einen kleinen Goldfischteich, direkt neben den Feldern. Eigentlich ein sehr netter Ort, leider aber total überfüllt... Ausgeschildert waren fünf Stellplätze auf einem kleinen Plateau, von denen auch nur drei besetzt waren. Doch entlang des Feldes standen sicherlich noch weitere zehn Camper. Es war inzwischen schon recht spät geworden, es nieselte leicht und wir hatten keine Lust mehr weiterzufahren und blieben dort für eine Nacht. Nach dem Frühstück fuhren wir noch eine Viertelstunde weiter bis zum mit etwas über 900 Meter höchsten Gipfel Südportugals: der Fóia.  Ein paar Hundert Meter entfernt gab es einen schönen großen Platz, auf dem die Kinder vor dem Wohnmobil spielen konnten. Und der Ausblick war fantastisch; über unzählige grüne Täler und Hügel hinweg bis nach Portimão und dahinter das Meer. Vorausgesetzt, man steckte nicht gerade in einer Wolke fest. Und das passierte immer wieder, so dass man oft nur wenige Meter Sichtweite hatte und sich nachts in völliger Dunkelheit wiederfand.


Ein paar Stunden nach unserer Ankunft kam ein zweites Wohnmobil, lustigerweise mit genau dem netten Pärchen aus Hamburg, das wir schon eine Woche vorher in Guia getroffen hatten. Wir amüsierten uns alle prächtig über diesen lustigen Zufall und quatschten noch eine ganze Weile. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen - Wolken hin oder her - die Gegend zu erkunden: Wunderschön. Saftig grüne Terassenhänge, einst bebaut und bewirtschaftet, nun verwildert und verfallen, nur genutzt von ein paar Schafen und Ziegen. Auch die ausgeschilderten Wanderwege waren nur noch schwierig zu begehen, weil sie so zugewuchert waren. War uns aber egal. Augen zu und durch! Und es hat sich gelohnt. Welch eine wunderschöne, urig-wilde Gegend, immer wieder durchbrochen von Bächen und Wasserflüssen, die glucksend und rauschend ins Tal rasen. 


Am nächsten Tag kamen noch zwei weitere Wohnmobile, ein portugiesisches und ein französisches Pärchen. Wir hatten gerade die Kinder für ein kleines Mittagspäuschen hingelegt, weil wir noch ein wenig wandern wollten, da hörten wir draußen mit einem Mal ein lautes Gebell, dann Knurren und Jaulen, menschliche Rufe und Schmerzschreie... Ich hatte natürlich ein schlafendes Kind auf dem Schoß und konnte mich nicht rühren, sah aber aus meiner Position auch nichts. Meine Schwester schaute schnell aus dem Fenster und beschrieb uns: Aus dem französischen Wohnlaster war ein riesiger schwarzer Hund auf die Hunde des Hamburger Pärchens losgegangen, deren Herrchen dann dazwischen gegangen ist, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Seine Hand zwischen die Kiefer des großen Hundes. Meine Schwester nur: "Gott sei Dank haben wir die Kinder im Auto!" Als der Hund endlich abließ schickte ich Daniel schnell mit Betaisodona und Verbandszeug raus und legte die Kleine ins Bett, um draußen nach dem Rechten zu schauen. Was für ein Trauerspiel! Das französische Herrchen in Tränen aufgelöst, das Hamburger Herrchen mit schwerverletzter Hand auf einem Campingstuhl, während er von der Französin, die offenbar glücklicherweise Krankenschwester war, professionell verarztet wurde. 


Die Dame aus dem portugiesischen Camper kam auch hinzu und brachte Arnika-Globuli. Ich wandte mich Seite und suchte nach der Hamburgerin und fand sie ein Stück weiter, wo sie verzweifelt damit beschäftigt war, die verletzten Hunde zu begutachten, die auch mehrere Bisse und darausfolgend Fleischwunden erlitten hatten. Oh Man! Das war vielleicht eine traurige Aufregung. Ich setzte einen Kamillentee auf, denn, naja, den kann man in stressigen Situationen immer gebrauchen. Die Hamburger waren sehr dankbar für eine heiße Tasse Tee, bevor sie - anstatt wie geplant einen schönen Sonntagsspaziergang zu machen - zu einem Ausflug zu Tierarzt und Krankenhaus losfuhren. Wir tauschten vorher noch Kontakte aus und freuten uns später über die Nachricht, dass soweit alles in Ordnung ist, sie aber noch ein paar Wochen beobachten müssen, wie es verläuft. Wir hoffen, sie in ein paar Tagen wiederzutreffen. 


Nach dem Stress fuhren wir am nächsten Tag wieder an die Küste, diesmal ein wenig weiter nach Westen und machten Halt an einer Burgruine direkt auf den Klippen. Leider hatte sich meine leichte Erkältung, die mich seit ein paar Tagen beschwerte, inzwischen zu einem ordentlichen Infekt mit Kopf- und Ohrenschmerzen und schlimmen Husten entwickelt. So bekam ich von der Gegend wenig mit und ging früh ins Bett, weil es mir schwerfiel, aufrecht zu sitzen. Während der Parkplatz bei unserer Ankunft am frühen Nachmittag noch ziemlich leer gewesen war, füllte er sich zusehends, bis sich direkt neben uns ein Camper mit lauter Partymusik hinstellte. Ich ärgerte mich nur kurz, denn ich war so elend und kränklich, dass ich einfach nur schlafen wollte. Um 23 Uhr wurde ich dann jäh aus meinem erholsamen Gesundungsschlaf gerissen: Es klopfte laut an der Kabinenrüt, ein Blick aus den Fenstern verriet: Blaulicht. Oh je!


Daniel war noch wach gewesen und beschäftigte sich nun also mit der GNR, die Papiere sehen wollten und uns aufschrieben. Ihnen wurde wohl bald klar, dass wir nicht zu den Partyleuten gehörten, sondern nur still und leise in unserer Kiste gesessen hatten. Sie schickten uns trotzdem fort. Kurz nach Mitternacht... Das war für die Kinder schwer zu verstehen und obwohl wir ihnen erklärten, dass nichts Schlimmes passiert war, dass wir nur dort nicht übernachten könnten, waren sie beide sehr aufgeregt und verstört. Es brauchte zusätzlich zu aller Trösterei zwei Stücken Schokolade, unsere Kleine aus ihren müden Tränen wieder herauszuholen, denn ich kann ja nicht Auto fahren mit so einem kleinen weinenden Mädchen auf dem Schoß. 


Zum guten Glück wussten wir, dass eine der Familien, die wir im Dezember schon einmal getroffen hatten, keine halbe Stunde entfernt auf einem Strandparkplatz bei Bordeira standen. Dorthin machten wir uns also auf dem Weg. Die Nacht war zappenduster und die Straßen nicht beleuchtet; abgesehen von dem Lichtkegel vor meinen Scheinwerfern konnte ich also nur wenig von der Gegend ausmachen, in die wir dort fuhren. Wir vermuteten Wald, aber es war einfach nicht zu erkennen. Dort angekommen namen wir den ersten halbwegs geraden Parkplatz und fielen müde in unsere Betten. 


Am nächsten Morgen bot sich ein Anblick für die Götter: Wir standen auf einem großen Klippenparkplatz mit Zugang zum Strand weiter unten mit einem unendlich wilden, sprudelnden Atlantik. Tatsächlich wurde so viel Wasser aufgewirbelt, dass die schroffe Silhouette der Küste so weit man sehen konnte von Wassernebel weichgezeichnet wurde. Was für ein Schauspiel! Die Sonne kam später immer mehr raus und die Kinder konnten in den Wellen spielen - es war genau richtig nach den nasskalten Wolkenbergen mit dem unschönen Ende. Hier verlebten wir einen wunderschönen Tag und wären gerne noch geblieben, leider kam nächsten Morgen aber mit einem Mal kein Wasser mehr aus unseren Wasserhähnen... Wie heißt es so schön? Kacke kommt meistens im Haufen. 


Daniel schaute sich die Sache an und war schnell klar: Die Pumpe hatte den Geist aufgegeben. War nicht soooo schlimm, nur mussten wir den ganzen weiten Weg nach Pêra zurückfahren, denn hier gab es einen sehr angenehm ausgestatteten kleinen Händler für Wohnmobilersatzteile, bei dem wir für relativ kleines Geld eine neue Pumpe erstehen konnten. 


Zum Glück ist mein Mann ziemlich begabt was all diese kleinen Reparatürchen am Wohnmobil angeht und unser Wasser fließt nach einigem hin und her wieder. Allerdings ist beim Austauschen aufgefallen, dass eines der Ventile offenbar ein wenig zickt. Das hat wahrscheinlich auch die Pumpe zerschossen. Nun gut. Wir wissen ja jetzt Bescheid. Wir wissen auch, wo wir relativ günstig Ersatzteile besorgen können, wenn wir hier in der Nähe sind. Und wir wussten ja auch, wo hier in der Nähe ein ganz passabler Stellplatz ist, an dem die Kinder viel Freiraum zu spielen haben und da stehen wir jetzt auch wieder. Es hätte also alles noch viel schlimmer kommen können. 


Und meine Erkältung ist auch schon viel besser. Es geht voran.   




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