31. Januar bis 3. Februar 2020

31. Januar bis 3. Februar 2020
Funcho Talsperre und Aljezur


Nachdem unsere bisherigen Tage so wild und anstrengend gewesen waren, wollten wir der Gesellschaft mal ein wenig entfliehen und suchten uns einen Ort an der Barragem do Funcho, einer der großen Talsperren auf der Karte aus. Wir hatten Bilder im Internet gesehen, die einen gigantischen See mit blauem Wasser und üppigem Bewuchs darstellten. Das wirkte sehr einladend auf uns. 


Dort in der Nähe konnten wir auch kostenlos ver- und entsorgen und so befuhren wir frisch versorgt die schmalen Erdwege, die an das Ufer des Sees und an ihm entlang führten. Offenbar hatte die Trockenheit der letzten Jahre auch hier seine Spuren hinterlassen. Der Wasserstand war relativ niedrig und der See ähnelte mehr einer braunen, riesigen Schlammpfütze denn dem üppigen Riesengewässer, das uns auf den Bildern entgegengeleuchtet hatte. Aus Angst vor Mücken stellten wir das Auto so weit von der Uferkante entfernt ab, wie es die schmale Straße und die Böschung direkt dahinter irgendwie zuließen. Zuerst waren wir skeptisch, ob dieser Ausflug wirklich so eine gute Idee gewesen war, doch ein Spaziergang mit den Kindern belehrte uns eines besseren. Die Landschaft wirkte im Zusammenhang mit dem braunen Wasser nämlich irgendwie exotisch-südostasiatisch, auch Daniel, der Vietnam bereits mit eigenen Augen gesehen hatte, bestätigte den Eindruck. Ebenso hatte der niedrige Wasserstand ein Gebäude sichtbar gemacht, das bei Füllung des Stausees wohl überflutet worden war, und jetzt für unser Auge offenlag.


Ab dem späten Nachmittag kam uns ein netter, goldener Hund besuchen, der abwechselnd winselnd und schwanzwedelnd um das Wohnmobil herumhüpfte, während ihm die Kinder von innen zuriefen und -lachten. Er war auch am nächsten Morgen beim Frühstück wieder da und lief uns noch einige hundert Meter hinterher, als wir uns auf den Weg an die Küste machten. 


Es war nämlich Bombenwetter vorausgesagt. 22 Grad Plus und Knallesonne. Solches Wetter verbringt man am besten am Ozean. Wir folgten also dem Ruf der Westküste, diesmal nach Praia de Monte Clérigo, einem klitzekleinen Örtchen, das sich direkt am Meer an den klipprigen Hügeln hochzieht und dessen Hauptstraße direkt über den flachabfallenden Strand führt. Ein paar ulkige, kleine Restaurants, weiße, kleine Häuser mit Minigärtchen - obwohl der Strand für die Saison recht gut besucht war (das Wetter hatte seine Versprechungen gehalten), schien der Ort von den Spuren und Veränderungen des Massentourismus` total verschont und in den 60er Jahren stecken geblieben zu sein. Es war sehr romantisch und fühlte sich an wie in einem alten französischen Schnulzenfilm. Die Gäste waren fast ausschließlich Familien mit Kleinkindern, die auf dem langsam steigenden Strand völlig ungefährdet in den Wellen platschen konnten. Hier konnten wir sehr entspannt Sonne tanken und eine ruhige Nacht an einem Picknickplatz verbringen. 


Am nächsten Tag empfahl uns eine andere Camperfamilie aus Offenbach dringend, der Straße noch ein wenig zu folgen und auf den Klippen eine Nacht zu verbringen. Wir setzten uns also für ein paar Hundert Meter ins Auto und tatsächlich; der Anblick war berauschend. 


In wirren Mustern zogen sich Rillen durch die schwarzen Felsen unterhalb der Klippen, auf denen die Wellen sich in dunklem Türkis brachen und wilde Schaumszenarien malten. Von oben sah es aus, als läge unter dem Strand ein uraltes riesiges Raumschiff verbuddelt. Uns war schnell klar: Das müssen wir uns aus der Nähe ansehen. Wir gingen die wilden Klippen entlang, bis wir einen scheinbar nicht ganz so steil abfallenden Trampelpfad fanden, der nach unten zum unberührten Strand führte. Nach etwas mehr als der Hälfte wurde der Weg aber mehr zu einer Felskletterei, und wäre der Strand nicht schon so greifbar nah gewesen, hätten wir es sicherlich aufgegeben. Wir kamen unversehrt unten an und hatten als Belohnung diesen besonderen, viele hundert Meter langen Strand mehr oder weniger für uns zum Entdecken und Genießen. Auf den schwarzen Felsfurchen, die den Sandstrand hier und da unterbrachen, fanden sich etliche warme Tümpel und Pfützen, in denen sich allerhand Meer- und Riffgetier, wie zum Beispiel kleine Seeanemonen, Wasserschnecken und andere Weichtiere tümmelten.


Nach etwa einer Stunde Sand und Strand folgten wir der Wasserkante Richtung Süden in der Hoffnung, einen für die Kinder günstigeren Aufgang zu finden. Das Wetter war fantastisch. Die Sonne brannte weiß und gnadenlos und auch die Luft kühlte nicht genügend, um uns trotz sommerlicher Kleidung vom Schwitzen abzuhalten. Nach einer Weile kam uns ein portugiesisches Pärchen entgegen, die wir nach einem günstigeren Aufgang befragten. In gebrochenem Englisch verstanden wir, dass es weiter Richtung Süden einen flacheren Weg geben sollte. Wir latschten also weiter durch den weichen Sand, kletterten über schwarze Felsen und suchten die Klippen ab. Wir fanden ein wunderschönes natürliches Aquädukt, das Süßwasser über die Klippen hinweg in Stufen hinabführte, entdeckten spannende Steinformationen und sprudelnde Wasserwirbel. Einen Aufgang fanden wir nicht. Langsam wurden wir ungeduldig. Wir waren schon eine Weile gelaufen und die Kinder hatten langsam keine Lust mehr. Ein weiteres Pärchen kam uns entgegen, dieses Mal Deutsche. "Nein", sagten sie. "Der beste Weg nach oben ist der, den ihr heruntergekommen seid." 


Tja. Wir hatten noch ein bisschen Kinderproviant in den Taschen; Kekse, Mandarinen und Saft, das wir zwischen uns aufteilten und gingen dann den ganzen weiten Weg wieder zurück, die müde nörgelnden Kinder lockend mit all den wunderbaren Dingen, die das Wohnmobil so zu bieten hätte. 


Vor der steilen Felsritze, die wir vorher schon heruntergekommen waren, machten wir noch eine 10-minütige Pause und dann ging es los, Elli auf Daniels Schultern, ich dahinter, um den mir folgenden Ismar zu zeigen, auf welche Felsen und Steine er am besten seine Füße setzt und welche Stellen zum festhalten geeignet sind, dahinter Lydia, um im Falle eines Ausrutschens oder Fallens das Kind halten zu können. Das war schon ganz schön abenteuerlich, aber nach eine gefühlten Ewigkeit kamen wir müde und kaputt oben an, ohne dass wir in größere Gefahr geraten wären. Was für ein spannender, eindrucksvoller Tag!




Bilder und unser Standort   (Zum vergrößern anklicken)

Bilder der Ausflüge