6. Dezember 2019

6. Dezember 2019
Tarifa

Nachdem wir Gibraltar links liegen gelassen hatten, sind wir entlang der Küste weiter Richtung Portugal. Da wir ja gelernt hatten, dass Gibraltar überhaupt nicht der südlichste Zipfel des Spanischen Festlandes ist, sind wir dieses Mal nach Tarifa gefahren, um hinter diese Reiseanforderung noch einen Haken setzen zu können. Spannend war hierbei vor allem die abrupte Änderung der Natur. Mit einem Male wurde unter Einfluss des Atlantiks alles grüner und saftiger. Als wir ein gutes Stück weiter oben durchs Land fuhren, hatten wir auf den ersten Blick fast einen nordischen Eindruck - erst bei genauerem Hinblick fiel auf, dass die Pflanzen andere waren. Doch die grünen, saftigen Wiesen waren einfach ein krasser Kontrast zu dem kargen Mittelmeergebiet.


In Tarifa angekommen, wussten wir erst nicht so recht wohin. Wir fuhren zwei Parkplätze an, doch die mundeten uns beide nicht so sehr. Der eine war zu städtisch, der andere zu weit vom Wasser und hässlich. Daniel fiel ein, dass ihm auf den Satellitenbildern ein ellenlanger Parkplatz am Meer aufgefallen war, auf dem augenscheinlich viele Wohnmobile parkten. Wir hatten gelesen, dass es schwierig sein könnte, einen Freistehplatz zu finden, dass die Polizei doch immer wieder Plätze räume, daher sind andere Camper ein guter Anhaltspunkt, ob man an einer Stelle ungestraft stehen darf oder nicht. Dort navigierten wir hin, und tatsächlich. Hier ein Stück außerhalb von Tarifa zwängt sich ein fast ein Kilometer langer Parkplatz zwischen Naturschutzgebiet und Strand. Die Straße war übersät von Schlaglöchern und Pfützen, doch wir hatten einen Parkplatz ausgespäht, der für uns ok war. Dorthin bewegten wir uns also, kamen aber aus der falschen Richtung, und zwar sehr langsam, denn es war sehr hubbelig und wackelig auf dem löchrigen Boden. Da bog mit einem Mal mit einigem Schwung ein Vollintegrierter vor uns ein und ich sagte noch: "Der holt sich bestimmt unseren Platz...", und tatsächlich, er drehte kurzerhand und steuerte auf die Lücke zu. Allerdings konnten wir auch sehen, dass ein kleiner, blonder Junge mit in dem Wohnmobil saß und dachten, dass wir dann zwar keinen Parkplatz an dieser Stelle, aber schon einmal einen potentiellen Spielkameraden für unsere Kleine hätten. Ein Blick aufs Nummernschild: Hansestadt Hamburg. Wir drehten auch und erkannten, dass die Lücke groß genug für beide Wohnmobile war: Perfekt!


Elli war schon ganz außer Rand und Band vor lauter Kinder-Vorfreude und es dauerte nicht mehr lange, da saßen wir tötternd mit den netten Eltern auf dem Zaun, während die Kinder, es waren zwei süße, pfiffige Söhne zwischen 3 und 5 mit unserem Wirbelwind im Schlepptau, Dinosaurier in den Dünen suchten. Die Hamburger waren auch schon seit Monaten unterwegs, nun auf dem Weg nach Marokko und warteten nur noch auf neue Pässe, die per Post kommen sollten. Aus unserem geplanten Kurzaufenthalt wurden nun doch wieder drei Tage, die wir dort verbrachten, an dem wunderschönen Strand und neben den tollen Nachbarn. Die Kinder besuchen sich gegenseitig in den Wohnmobilen, Elli sprang morgens splitternackig aus dem Auto, um nebenan anzuklopfen, ob denn schon jemand wach sei... Herrlich. Wir hatten eine schöne, entspannte Zeit.


Gestern Nacht holten wir uns noch ein paar Zweige aus dem Pinien-Wäldchen und dekorierten im Wohnmobil ein bisschen weihnachtlich, dann versteckten wir noch Ellis Nikolausgeschenk - ein Paket bunte Bauklötze - , damit sie heute morgen eine schöne, adventliche Nikolausüberraschung haben würde. Eine kleine Herausforderung, das Dekorieren, denn es muss ja alles sehr vibrations- und wackelresistent sein, aber ich denke, es ist uns ganz gut gelungen. Sobald wir uns das nächste Mal durchringen konnten, ordentlich Ordnung zu schaffen, machen wir bestimmt/vielleicht Fotos. 


Unsere Maus konnte heute morgen den Nikolaus natürlich kaum erwarten; ich war also auch früh aus dem Bett. Aber Elli fand ihr Geschenk bald und war zufrieden, vor allem, weil ja auch noch ein kleines, von ihr seit Tagen heiß und innig herbeigesehntes Schokolädchen drangeklebt war.


Zum Abschluss haben wir uns heute Mittag noch eine antike römische Stadtruine, Baelo Claudia, angeschaut. Der Eintritt war kostenlos, aber auch ein bezahlter Eintritt hätte sich gelohnt. Im Gegensatz zu anderen bereits besichtigten römischen Überresten konnte man hier auf einem weitläufigen Areal sehr gut erkennen, wie die Stadtstrukturen waren, von den Mauern, über die Bäder, Salzfischanlagen und Hafengebäuden. Es war relativ viel recht gut erhalten. Erklärungen gab es auf Englisch. Wir haben dort über zwei Stunden verbracht, ohne uns hingesetzt und pausiert zu haben; es gab viel zu sehen, auch weil dort überall so hübsche Blumen wuchsen und man nicht weit entfernt eine riesige Düne, die Duna de Bolonia, sehen konnte, 30 Meter hoch und über 200 Meter weit... man wollte kaum wegschauen, so wunderschön sah dieser helle Hügel im Sonnenlicht aus, und das vor dem wunderbaren Atlantikblau... was für ein gelungener Nikolaustag!




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Bilder der Ausflüge

Bilder der Flora